Bislang war nur bekannt, wie viele Betroffene sich in den vergangenen Jahren an die zuständigen Stellen der Landeskirchen gewandt haben. Nach Angaben der EKD waren das 858.
Bischöfin Fehrs bittet um Verzeihung
Die kommissarische Ratsvorsitzende der EKD zeigte sich erschüttert über das Ausmaß. Sie bitte die Missbrauchsbetroffenen um Entschuldigung, sagte Bischöfin Fehrs in Hannover bei der Vorstellung der Studie: “Wir haben uns auch als Institution an unzählig vielen Menschen schuldig gemacht.”
Zu Problemen bei der Bereitstellung von Daten für die Studie sagte Fehrs, es sei klar, dass die evangelische Kirche zu einer einheitlichen Falldokumentation kommen müsse. Wie vorab bekannt wurde, konnten die Wissenschaftler nicht die Personalakten aller Pfarrer und Diakone auswerten, sondern in erster Linie Disziplinarakten.
Betroffene: Stimmen der Opfer wichtiger als Zahlen
Die Betroffene Katharina Kracht warnte in ihrer Stellungnahme davor, die Ergebnisse deshalb weniger wichtig zu nehmen. Es seien viele qualitative Interviews geführt worden. Wer die Stimmen der Betroffenen übergehe, mache sie wie so oft unsichtbar.
Bundesfamilienministerin: Systematische Aufarbeitung nötig
Bundesfamilienministerin Paus bezeichnete die Ergebnisse der Studie als “erschreckend”. Sie erklärte in Berlin, nun habe man leider die Gewissheit, dass auch in evangelischen Pfarrhäusern, Gemeinden und diakonischen Einrichtungen vielerorts Bedingungen geherrscht hätten, die Machtmissbrauch und sexualisierte Gewalt begünstigten. Die Grünen-Politikerin forderte, die Ergebnisse müssten Grundlage einer systematischen institutionellen Aufarbeitung sein.
Diese Nachricht wurde am 25.01.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.