Missbrauch in der evangelischen Kirche: Die Suche nach dem heiligen Zorn

Es ist die Stille, die mich irritiert. Der Mangel an Unruhe, Aufruhr und Widerstand. Oder um es in das passende Bild zu rücken, die Abwesenheit von heiligem Zorn.

Das Erdbeben in der evangelischen Kirche ist ausgeblieben. Vielmehr macht sich ein leises Grummeln bemerkbar. Tief im Innern des Organismus. Wie eine Art Magenbeschwerde, nachdem man das Falsche gegessen hat.

Eigentlich dürfte man über nichts anderes reden. Die Kirche müsste sich in Debatten und Foren aufreiben, dieses eine Thema bis zur Besinnungslosigkeit ausdiskutieren. Vielleicht sogar ausfechten. Eigentlich müsste man um den Fortbestand der evangelischen Kirche in einem freiheitlich-säkularen Rechtsstaat bangen. Man müsste Maßnahmen ergreifen, um zu verhindern, dass es die EKD zerreißt. Eigentlich, ja eigentlich, müssten die Verantwortlichen den Hut nehmen, und noch viel eigentlicher müsste der Gerechtigkeit Genüge getan werden.