Freiburg: Kommission kritisiert Priesterausbildung


Die Aufarbeitungskommission in der Erzdiözese Freiburg hat dem Erzbistum, aber auch anderen deutschen Bistümern vorgeworfen, das Thema Sexualität in der Priesterausbildung weiterhin auszuklammern und damit eine wirksame Missbrauchsprävention zu erschweren. Es werde in der Ausbildung „bis heute tabuisiert“ und „nicht zeitgemäß unter dem Aspekt des Schutzes sowohl möglicher zukünftiger Opfer als auch der betroffenen Ausbildungskandidaten selbst entwickelt“, heißt es in „Empfehlungen zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs in der Erzdiözese Freiburg“, die am Mittwoch veröffentlicht wurden.

Die Kommission äußert darin „erhebliche Zweifel“ daran, ob Fragen von Beziehung und Sexualität angesichts der Positionen des kirchlichen Lehramtes insbesondere der Verpflichtung zum Zölibats und der Verurteilung von Homosexualität tatsächlich so offen im Rahmen der Priesterausbildung thematisiert werden könnten, wie die Verantwortlichen dies der Kommission „suggeriert“ hätten. Es sei schwerlich vorstellbar, dass ein Priesteramtskandidat sich angesichts der Drohung eines „Berufsverbotes“ offen über seine Sexualität, sexuelle Orientierung oder seine Probleme mit der Sexualität oder dem Zölibat äußere, schreiben die fünf Mitglieder der Kommission unter Vorsitz des Freiburger Fundamentaltheologen Magnus Striet. Dies sei jedoch notwendig, weil die  Missbrauchsstudien gezeigt hätten, dass es neben der Tätergruppe mit pädophiler Neigung auch jene gebe, die ein unreifes Verhältnis zur Sexualität habe.

Erzbischof soll „Themenfeld Homosexualität enttabuisieren“

Die mangelnde Offenheit verhindere auch, „aus Kinderschutzaspekten wirklich problematische Präferenzkonstellationen (wie pädosexuelle Präferenzen) zu identifizieren, die eine Eignung für den Beruf ausschließen“, heißt es in dem Papier weiter. Das Thema Sexualität müsse in der Ausbildung künftiger Priester einen „ganz anderen Raum“ einnehmen, als dies bisher der Fall sei, schreibt die Kommission. Dies gelte insbesondere „solange die lebenslange Zölibatsverpflichtung nach Außen ihre Gültigkeit zu behalten scheint“. Den Freiburger Erzbischof Stephan Burger, der zugleich stellvertretender Missbrauchsbeauftragter der Deutschen Bischofskonferenz ist, fordert die Kommission „nachdrücklich dazu auf, das Themenfeld Homosexualität zu enttabuisieren“. Er müsse zudem dafür Sorge tragen, dass kein Priesteramtskandidat seine sexuelle Orientierung verleugnen müsse.

Die Missbrauchsprävention ist mittlerweile zwar fester Bestandteil der Priesterausbildung in Deutschland. Allerdings gibt es bisher keine umfassende Evaluierung. Als konkrete Maßnahmen schlägt die Freiburger Aufarbeitungskommission unter anderem vor, für die Ausbildung zum Priester „ein deutlich höheres Alter“ anzusetzen, um eine reife Entscheidung zu ermöglichen. Die Auswahl der Priesteramtskandidaten sollte aus ihrer Sicht an praxiserfahrene leitende Pfarrer übertragen werden.



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